Die Uhren spielen verrückt
In Deutschland zu sein ist großartig – manchmal auch lustig und beängstigend. Ich erzähle euch die Geschichte jener Nacht, in der ich in einem deutschen Krankenhaus entbunden habe. Es war mein erstes Jahr in Deutschland nach der Evakuierung und ich wusste nichts von der Sommer-Winter-Zeitumstellung.
Es war die Nacht des 29. Oktober und ich war allein in einem großen Raum im Krankenhaus. Es war niemand bei mir und ich hatte große Schmerzen, weil ich in den Wehen lag. Ich versuchte, mich auf etwas zu konzentrieren, also starrte ich auf die Uhr, die vor mir an der Wand hing. Ich beobachtete die Bewegung der Uhrzeiger und hoffte, dass der Schmerz bald verschwinden würde. Tick-tack, tick-tack, die Uhr ging weiter und weiter.
Als es 8 Uhr war, begannen sich der Minutenzeiger und der Stundenzeiger der Uhr rundherum zu bewegen und stoppten plötzlich bei 9 Uhr. Ich fühlte mich wie in einem Horrorfilm. Es war dunkelste Nacht, ich war allein in einem Zimmer, kurz vor der Geburt, und dann spielte die Uhr völlig verrückt.
Als die Krankenschwester in mein Zimmer kam, erzählte ich ihr, was mit der Uhr passiert war und fragte sie, wie das möglich sei. Sie lachte und erklärte, dass dies aufgrund der Umstellung von Sommer- auf Winterzeit in Deutschland im Oktober üblich sei. Ich verstand, dass die Zeit nur eine Stunde vorrückte und fühlte mich etwas ruhiger. Ich muss zugeben, am Anfang war es für mich sehr beängstigend, aber am Ende habe ich über meine Reaktion gelacht.
Tamana, 33 Jahre alt
In Deutschland seit Februar 2022