Hindukusch Couture
So unterschiedlich Deutschland und Afghanistan sind, eins haben unsere Länder gemeinsam: Die Menschen auf der Straße gucken uns an, als wären wir von einem anderen Stern. Als wir in Radlerhosen durch die Straßen Kabuls fuhren, hagelte es Pfiffe. Aber wie, bitteschön, sollen wir sonst Mountainbike fahren? Die Deutschen wundern sich nicht weniger über unsere Outfits: unsere bunt bestickten Kleider sind selbst für Hochzeiten zu extravagant. Wir wünschen uns mehr Vielfalt, mehr Farbe, mehr Schwung im Saum! Die Welt ist schon grau genug. Die Taliban haben im Sturm Afghanistan erobert und in Frankfurt regnet es auch gerade.
Es gibt so viel Schönheit auf dieser Welt. Wir wollen sie nicht nur entdecken, wir wollen sie auch teilen. Im Englischen sagt man: Lauf eine Meile in meinen Schuhen, wenn du mich verstehen willst. Wir würden sagen: Tanz eine Runde in unseren Kleidern! In Deutschland ist alles erlaubt und ihr tragt ständig Jeans und T-Shirt. Auf Dauer ist das auch ein bisschen öde. Mal im Ernst. Die Taliban wollen Frauen unsichtbar machen, dabei ist die afghanische Kultur voller Farben. Wir möchten gesehen werden. Am liebsten gemeinsam mit euch, denn eure Kultur hat auch einiges zu bieten. Ballerinas zum Beispiel, wow! Als wir unser Label gegründet haben, war klar, dass wir unsere Stoffe mit europäischen Schnitten neu gestalten. Es wäre für uns ein Traum, Hollywood-Stars in unseren Designs auf dem Roten Teppich zu sehen. Oder Angela Merkel im afghanischen Hosenanzug.
Zahra, 19 und Manizha, 23 Jahre alt
Seit einem Jahr in Deutschland
Sie gründen gerade ihr eigenes Label für afghanische Mode mit europäischem Einfluss; Zahra war früher Sportlerin, Manizha Sportjournalistin
Fotos: privat
Bild 1: Ballerina im Outfit von Zahra und Manizha
Bild 2: Zahra auf Fahrradtour in Kabul
Bild 3: Manizha bei ihrer Arbeit als Sportjournalistin in Afghanistan
Bild 4: Die Designer-Schwestern bei der Arbeit